Grazyna Kobrzeniecka-Sikorska,
Ikony staroobrzodowców w zbiorach
Muzeum Warmii i Mazur,
194 S., Ppb. /Hrsg.
Muzeum Warmii i Mazur/
Olsztyn 1993,
ISBN 83-901824-2-4
ca. DM 15, -
Dieser polnische Katalog (mit englischer,
französischer und deutscher Zusammenfassung ) stellt
72 Ikonen vor, die vom Kloster der Altgläubigen in Wojnowo
stammen und seit 1970 vom Ermland-Masuren-Museum in
Olsztyn erworben wurden. Russische Altgläubige wanderten seit den 20er und 30er
Jahren des 19. Jh. ins Suwalki- und Masuren-Gebiet
ein. Ihr bedeutendstes Kloster, in Wojnowo, wurde
1847 als Dependance der Moskauer Altgläubigengemeinde der Fedosievcy am Verklärung-Friedhof gegründet und existierte bis in die
1970er Jahre. Zwischen den beiden Kriegen unterstand das Kloster der Gemeinde
in Wilna, unterhielt auch Beziehungen zu
den Philiponen (Filippovcy).
Heute zählt man in diesem polnischen Gebiet ganze fünf Altgläubigen-Bethäuser.
Es handelt sich also um durchweg russische Ikonen,
die aus Moskau und dessem Umfeld stammen. Einige
Ikonen dürften von Vasilij Samulov (1787-1861) gemalt
worden sein, der hier seit 1836 tätig war. Belegt ist auch ein Ikonenmaler aus
dem Baltikum, der sich in späterer Zeit hauptsächlich als Restaurator betätigt
hat. Alle Ikonen sind ganzseitig
abgebildet, 25 davon in Farbe. Der große Vorzug des vorliegenden, ikonographisch aufgebauten Katalogs ist die Vorstellung
einer geschlossenen Altgläubigensammlung, meines Wissens also erst der zweite,
nach dem 1956 erschienenen, leider nicht vollständigen, Ikonenkatalog der Pokrov-Kathedrale am Rogožskoe
Friedhof in Moskau. Was die ikonographischen Angaben betrifft, sind die
direkten Fehler schnell aufgezählt: Kat. Nr. 13, 15 stellen die Gottesmutter
von Arabien (die Allgepriesene) dar, nicht "Obhut", poln.:
"Opekuncza"; Kat. Nr. 16 zeigt die hl.
Märtyrerin Miropeia (1. Dezember), nicht eine der
drei Myrrophoren;
die nicht identifizierte Märtyrerin von Kat. Nr. 34 ist die hl. Antonina
(1. März, 10., 13. Juni); die
"unleserliche" Inschrift auf Kat. Nr. 37 weist eindeutig auf Varvara / Barbara hin; der nicht identifizierte Märtyrer
von Kat. Nr. 53 ist Carevič Dmitrij Moskovskij (15. Mai); der "unleserliche" Titulus
des Ehrwürdigen auf Kat. Nr. 56 lest man als "Martemian" und steht für Martinian (13. Februar).
Unrichtig wird der Schutzengel, mit wenigen Ausnahmen und trotz Titulus, " Michael" genannt (Kat.Nr. 31, 33, 35, 36, 37). "Sawa"
statt Savvatij Soloveckij
(Kat. Nr. 18, 51) und "Cyril" statt "Kerikos
/ Kirik" (Kat. Nr. 25, 55) sind auch im
Polnischen die falschen Namensformen.
Die Hintergründe, weniger andere Details, einiger
der Ikonen sind übermalt worden (Kat. Nr. 2, 18, 19, 21, 22, 33, 34, 48, 37, 49, 51, 52, 53, 55, 62, davon 37, 48
und 49 von derselben Hand. Daß die Kat
Nr. 40, 42 und 44 auf einen Maler,
während 33, 34 und 35 auf einen anderen zurückgehen, ist sehr richtig bemerkt
worden. Der erste hat wohl die Übermalung der Ikonenhintergründe von Kat. Nr.
52 ausgeführt. Den großen Schwachpunkt dieses Katalogs stellen allerdings die
Datierungen der z. T. sehr interessanten Ikonen dar. Mit wenigen Ausnahmen sind
sie schlichtweg falsch: so sind Kat. Nr. 2 und 18, beide um 1600, ins 17.-18. Jh., schöne Ikonen aus dem 17. Jh. (Kat. Nr. 10, 13, 21, 45,
46, 50, 51, 53, 55) viel zu spät, gar ins 19. Jh.,
datiert. Die zwei großformatigen Ikonen
der Tichvinskaja Gottesmutter (Kat. Nr. 11 und 12)
sind typische Kopien vom Anfang des 18. Jh. Man nannte eine solche Ikone in Russland
"wahrhaftiges Abbild und Maß". Die Datierung der Autorin "2.
Hälfte 19. Jh." kann somit wieder
einmal nicht einer selbst auferlegten Vorsicht zuzuschreiben sein. Abgesehen
davon, ist dieser schön gedruckte Katalog, nicht zuletzt wegen der Hinweise auf
die weiterführenden polnischen Publikationen zu den Altgläubigen, zu empfehlen.
Ivan Bentchev, 1994