Ivan
Bentchev
Zu einer Restaurierungs-Signatur des altgläubigen
Ikonenmalers Nikita Sevast´janovič Račejskij von 1872 // Ikonen. Restaurierung und naturwissenschaftliche Erforschung, hrsg. von Ivan
Bentchev und Eva Haustein-Bartsch, München 1997, S. 115‑124, 188‑191.
(Rezension von George Galavaris, in: Byzantinische
Zeitschrift 1 2000, S. 185)
In deutschem Privatbesitz befindet sich
eine Ikone, die laut Inschrift in St. Petersburg im Jahre 1872 vom Ikonenmaler
Nikita Sevast´janov(ič)[1]
Račejskij restauriert worden ist. Die Ikone, Tempera auf Leinwand und
Lindenholz, 71 x 58 x
Obwohl anzunehmen ist,
daß die nächsten ikonographischen Paralellen dieser Ikone in der russischen
Ikonenmalerei zahlreich auftreten, stellt sich bei näherer Untersuchung heraus,
daß sich nur wenige Ikonen direkt heranziehen lassen: zunächst die Novgoroder
Tabletka Nr. 25 (auf der Rückseite = O tebe raduetsja), die Viktor Lazarev um
116
doppelseitige Prozessionsikone aus der Pokrov-Kirche in Borovsk, 1. Hälfte/Mitte 16. Jh. genannt werden, heute im Historischen Museum Moskau, die einem provinziellen Maler zuzuschreiben wäre.[6] Vermerken möchte ich, daß auf unserem Mandylion die Bartspitze des Erlösers ursprünglich geteilt dargestellt gewesen ist, wie bei den aufgeführten Parallelen. Ihre jetzige Form ist eine Zutat des Restaurators Račejskij.
Unsere Mandylionikone scheint von einem bedeutenden Ikonenmaler im 2. Viertel des 16. Jahrhunderts gemalt worden zu sein, worauf sowohl die ikonographischen Vorbilder der späten Novgoroder, Pskover und der ausgeprägten Moskauer Schulen hinweisen, als auch der Malstil der Inkarnate, gehalten in einem warmen, rötlich-bräunlichen Kolorit auf grünlicher Untermalung, typisch für die Koloristik der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Besonders anmutig und schön proportioniert gemalt sind die beiden Engel. Der Maler benutzt für ihre farbig akzentuierten Gewänder kostbare Pigmente wie Lapis Lazuli (echtes Ultramarin), Malachit und Zinnober. Mit Blattgold gestaltet sind die geschabten Chrysographien der Engelflügel.[7]
Die Ikone zeigt Spuren
von vier Restaurierungen: zwei vor 1872 (geringe Ausbesserungen der Grundierung
meist im Nimbus), eine von 1872 und eine letzte vor 1980. Über die dritte, sehr bedeutende Restaurierung informiert uns eine
achtzeilige, in weißen Minuskeln gesetzte Signatur des Restaurators auf der
Rückseite der Ikonentafel. Auf dem
Âú
Ñ.-Ïeòåðáqðãh.
zòïà. ãwäà.
ìñöà äåêàáð³à ä.
äí#.
èñïðàâë³àëú ñ³þ
èêîíu.
àçú ìíîãîãðåøûè
Íèêèòà.
ñûíú Ñåâàñò³àíà
Ðóчåé
ñêàãw, Ñàìàðñêîé
ãoóáåðí³è.
(= In
Wüßte man nichts über die
Person dieses Mannes, würde man einen belesenen und - bei aller geäußerten
Demut - selbstbewußten Altgläubigen vermuten. Und tatsächlich: vor uns liegt
die einzige Signatur des Ikonenmalers und Restaurators Nikita Sevast'janov
Račejskij, über den der berühmte russische Schriftsteller Nikolaj Leskov
(1831-1895) und sein Sohn Andrej Leskov geschrieben haben.[8] In dem nicht ins Deutsche übersetzte Artikel
"O chudožnom muže Nikite i o sovospitannych emu", der im
116
Dezember 1886 erschien,
schreibt Nikolaj Leskov: "Ende vorigen Monats
Amüsiert erzählte Leskov
noch spatter, wie der Erfolg seiner Novelle zum Ruhm des Ikonenmalers Nikita Račejskij
und zur Popularisierung der russischen Ikonenmalerei überhaupt beigetragen hat.[10] "
Die berühmteste Erzählung Leskovs wurde also in den letzten Monaten des Jahres 1872 geschrieben[11], während Nikita Račejskij mit der Restaurierung unserer Mandylion-Ikone beschäftigt gewesen ist, die er laut Signatur am 4. Dezember 1872 abgeschlossen hat. Leskov muß demnach eben diese Ikonenrestaurierung mitverfolgt haben. Und tatsächlich lassen sich weitere, wenn auch indirekte Hinweise darauf ausfindig machen. Russische Literaturwissenschaftler haben schon längst darauf hingewiesen, daß die Bekanntschaft, ja Freundschaft, zwischen Leskov und Račejskij den Schriftsteller sehr beeinflußt haben. Vom Ikonenmaler bekam Leskov nicht nur einen tiefen Einblick ins altgläubige Milieu, sondern auch theoretischen Unterricht in Ikonenmalerei- und Restaurierung. Vielleicht hat unsere Ikone ihm selbst gehört, denn wir wissen, daß Leskovs schöne Ikonensammlung, darunter mindestens
117
eine Ikone von der Hand Nikita Račejskijs,[12] nach seinem Tod in die Sammlungen Lichačevs[13] und Kondakovs übergegangen ist. Diese wiederum gelangten in sowjetischer Zeit in die Sammlungen der Leningrader Museen - der Ermitage und des Russischen Museums.
An der Person Nikita Račejskijs wird klar, wer sich in Rußland mit Ikonenrestaurierung beschäftigte, denn er ist Altgläubiger und von Beruf Ikonenmaler. Aus demselben Artikel Leskovs wissen wir, daß der kranke Nikita Račejskij, im Spätherbst des Jahres 1886, zu seinem greisen Vater ins entfernte Gouvernement Samara fährt, wo er bald stirbt. In seiner Petersburger Werkstatt im Čubarovskij pereulok hinterläßt er neben Auftragsikonen auch viele kostbare Ikonen fremder Leute, die er zur Restaurierung angenommen hat, ohne irgendwelche schriftlichen Belege. Seine altgläubige Vermieterin erhält von ihm den knappen Auftrag, "das fremde Gut den Leuten zurückzugeben, die danach fragen, im Vertrauen auf ihr schamhaftes Gewissen". Rührend beschreibt Leskov, wie korrekt sich Nikitas kunterbunte Kundschaft, vom Aristokraten bis zum kleinen Krämerladenbesitzer, verhalten hat. Leskov selbst holt seine drei Ikonen ab und eine Ikone des Grafen Stromberg, seines Nachbarns.
Erst seit 1872, d.h. seit
der Begegnung mit Račejskij, widmet Leskov dem Thema der Ikonenmalerei
seine Aufmerksamkeit. Es entsteht eine Reihe von
Erzählungen und Artikeln,[14]
die ihn als
Nikita Račejskij
gilt unter Leskov-Experten als literarischer Prototyp für die Gestalt des
Ikonenmalers Sevastjan in der Novelle "Der versiegelte Engel". Dort
ist folgende Beschreibung der Hauptfigur, eines altgläubigen Ikonenmalers und
Restaurators, gegeben: "So gut malen kann nur der Meister Sevast'jan von
der Niedervolga, aber er ist ein leidenschaftlicher Reisender: er durchwandert
ganz Rußland und bessert den Altgläubigen ihre Ikonen aus..."[15] Auch Nikita Račejskij ist in seiner Jugend
ein mobiler Mann gewesen: im Gouvernement Samara am Unterlauf der Wolga geboren[16], erhielt er seine
Ausbildung
118
wohl in Moskau, bei einem
Altgläubigen. Jedenfalls arbeitete er um
Die Leskovsche Novelle ist sehr vielschichtig, aber ein wichtiges Thema ist die Ikonenmalerei und die Entstehung einer Ikonenfälschung, die mit aller Sachkenntnis beschrieben wird. Worum geht es in der Novelle? Der berühmte Ikonenmaler Sevast'jan wird von priesterlosen, altgläubigen Bauarbeitern beauftragt, eine alte Ikone zu restaurieren und von ihr eine täuschend ähnliche Replik, eine Fälschung, herzustellen. Denn ihre alte, am meisten verehrte Ikone des Schutzengels ist von der Obrigkeit mit rotem Siegellack mitten im Gesicht gebrandmarkt und beschlagnahmt worden. (Im übrigen wird explizite eine Ikone des "Erlösers mit dem nassen Bart" erwähnt, die zu den insgesamt 150 beschlagnahmten Ikonen gehört.) Die Altgläubigen stehlen unter schwierigsten Bedingungen die Ikone des Schutzengels und bringen sie dem Maler Sevast'jan, den sie nur für diesen Zweck, nach langer Suche, von weit her geholt haben. Der darauffolgende Text liest sich wie eine präzise Anleitung in Restaurierungs- und Fälscherkunst des 19. Jahrhunderts: Sevast'jan entfernt in einer schnellen Aktion das rote Siegel vom wunderschönen Gesicht des Engels. Dann macht er das, was russische Ikonenrestauratoren "vstavka" nennen. Er zersägt die alte Ikone vorsichtig und überträgt die abgenommene, dünne Schicht, bestehend aus Malerei, Grundierung und Holz auf eine neue Tafel. Damit haben die Altgläubigen ihre Schutzengelikone wieder. Daß die Holztafel neu ist, ist anscheinend ohne Bedeutung. Auf die alte Malerei kommt es an. Danach macht Sevastjan
119
eine Fälschung, die für die alte Ikone herhalten soll. Eine vorgefertigte Kopie des Engels auf Leinwand bekommt durch Knicken "alte" Risse und wird auf die verbliebene alte Holztafel geleimt. Die neue Malerei wird künstlich patiniert, sogar das rote Siegel angebracht. Bezeichnenderweise weigert sich Sevast'jan das Siegel anzubringen, obwohl es sich um seine eigene und keine alte Malerei handelt. Das tut dann eine Engländerin, der er zuvor eine kleine Vierfelderikone mit vier Geburtsszenen in feinster Miniaturmalerei gemalt hat. Die Ikone bekommt ihren alten Oklad. Die Fälschung ist perfekt.
Es ist wohl kein Zufall,
daß wir restaurierungstechnische Vorgänge dieser Art auch auf unserer
Mandylion-Ikone nachweisen können. Nikita Račejskij
hat Leskov nicht nur erklärt, er hat ihm auch praktisch zeigen können, wie man
eine Übertragung auf eine neue Tafel macht. Denn wie geht der Restaurator
Račejskij 1872 mit unserer Ikone um? Die alte, sehr von Anobium
angegriffene Tafel hat er zersägt und die
Die originale Malerei des 16. Jahrhunderts hat Nikita Račejskij wohl von zwei Übermalungsschichten freigelegt, wahrscheinlich nach der sogenannten "trockenen Methode"[21], mit einem Messer. Bemerkenswert ist sein Verhältnis zur schadhaften Originalmalerei und wie er seine malerischen Ergänzungen gestaltet. Ganz im Stil der Ikonenrestaurierungen des 19. Jahrhunderts ist er bestrebt, fehlende Malerei zu rekonstruieren und überhaupt alle schadhaften Stellen zu kaschieren, zumal diese glücklicherweise in unwichtigeren Randbereichen auftreten. Man muß ihm dabei zugute halten, daß er die originale Malerei gut studiert hat und wenig erfindet. Einige kleinere Fehlstellen hat er retuschiert. Ganz aus seiner Hand stammt der neugrundierte Kovčegrahmen und die Reparatur der Fehlstelle zwischen den unteren Haarpartien und der Bartspitze. Diese Fehlstelle geht wohl nicht auf Kerzeneinwirkung, sondern auf die hier ehemals eingelassene Holzstange zurück. Es besteht aber noch die Möglichkeit, daß unsere Ikone ursprünglich eine tragbare, vor und rückseitig bemalte Prozessionsikone gewesen ist. Es stellt sich also spätestens jetzt die Frage, ob Nikita Račejskij, oder einer seiner Vorgänger, aus einer doppelseitigen Ikone nicht zwei Ikonen durch Zerschneiden der Tafel gemacht haben. Jedenfalls sind die Bartspitze des Erlösers, einige der roten Streumuster auf dem Tuch, der rote kirchenslavischeTitulus unterhalb des Bartes ÍÅÐUÊÎÒÂÎÐÅÍÛè ÎÁÐÀç ÃÄÀ ÍØåãw ²ÑÀ ÕÐñ und die pudergoldenen Chrysographien auf den Engelflügel von Ručejskijs Hand. Nur leicht lasierend hat er das rote Christusmonogramm ²Ñ ÕÑ und das rote Gewand des rechten Engels übermalt. Zu diesem Restaurierungskonzept, das ganz auf eine Wiederherstellung
120
des ursprünglichen Zustandes der Ikone hinauslief, gehörte die 1872 gänzlich rekonstruierte Vergoldung auf Nimben, Hintergründen und Kovčegrahmen (Blattgold auf bräunlicher Untermalung). Račejskijs Vergoldung ist der letzten "Restaurierung" unserer Ikone, irgendwann vor 1980, zum Opfer gefallen. Ein unbekannter Stümperer hat sie bis zur Kreidegrundierung weggeschabt. Von dieser "letzten" Hand stammen z. B. die nachgezogenen roten Nimbenkreise und einige Übermalungen auf den Streumustern des Tuches.
Die Restaurierungsmethode
Nikita Račejskijs entspricht also ganz den ästhetischen Auffassungen
seiner Zeit. Seine Ergänzungen sind auch ein Dokument
der Epoche, zumal sie von so einer bedeutenden Hand stammen. Es wäre in diesem
Fall falsch, die Ergänzungen von 1872 entfernen zu wollen, im Sinne einer
puristischen, nur auf Originalsubstanz ausgerichteten Freilegung, zumal die
Maßnahmen von 1872 kaum die Originalmalerei, im Sinne einer Übermalung,
tangieren. Das ist eine auch heute noch gültige Auffassung, die bereits in der
2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von russischen Kunstkennern gefordert wurde. Wie
weit der vorgebildete Ikonenbesitzer und Auftraggeber der Restaurierung damals,
sei er Leskov gewesen oder nicht, die Restaurierungsmethode bestimmt hat,
wissen wir nicht. Mit Sicherheit hat aber Nikita Račejskij den anderen in
121
Worten: "Der Meister sitzt, und um ihn herum die Schüler, und zu Füßen des Meisters steht ein Trog, und in ihm ist Salzwasser, und im Salzwasser liegen eingelegte Ruten. Und der Meister achtet darauf, wie der Schüler dem Heiligen die Blicke setzt, und wenn er ein Bißchen falsch berührt und schief setzt, kriegt er Meisters Rute auf seinem Rücken zu spüren. Der Meister wischt den schiefen Blick mit der Hand weg und du macht's wieder, bis du's richtig machst. Es kam vor, sagt er, da kriegte einer von uns für einen Blick so an die zwanzig und mehr Ruten, dann lernst du es." Leskov berichtet[25] über zwei außergewöhnliche Ikonen, die Nikita Račejskij gemalt hat: eine "wunderbare Miniaturikone" eines Engels im Besitz des General-Adjutanten S.E. Kušelev und seine beste Arbeit, eine Gottesmutter Tichvinskaja, die Baron Anatol Stromberg der russischen Kathedrale in Reval gestiftet hat: "...in künstlerischer Hinsicht gibt es dieser Ikone nichts ebenbürtiges, weder in der Reinheit des Stroganover Stils noch in der wunderbaren Feinheit der Malerei".
Dem Ikonenmaler Nikita
Sevast'janovič Račejskij können wir heute mit Sicherheit nur eine
publizierte Ikone zuschrieben. Diese befindet sich im
123
Stroganov-Ikonenmaler, die "stroganovskie pis'ma", schreibt Leskov[28], wurde am meisten von den Altgläubigen geschätzt und gesammelt. Es waren auch altgläubige Ikonenmaler, wie Nikita Sevastjanovič Račejskij, die in Rußland im 19. Jahrhundert die Zeiten fortschrittlicher Restaurierungen eingeläutet haben. Das Original galt von nun an als heilig.
NACHTRAG
Die Ikonenartikel Leskovs wurden zuerst von A.L. Volynskij geordnet: N.S.
Leskov, S.- Peterburg 1923; Zuletzt eine Liste der Leskovschen Ikonenartikel bei Vzdornov, op. cit., S. 342,
Anm. 191 und bei Angela Martini Wonde,
N.S. Leskows Entdeckung der Ikone, in: Die geistlichen Grundlagen der Ikone, hrsg.
von Wolfgang Kasak (Arbeiten und Texte zur Slavistik, 45) München 1989, S.
141-152, insbes. S.
Demnach lassen sich folgende Arbeiten
Leskovs zum Thema der Ikonenmalerei anführen: Zapečatlennyj angel (zuerst
erschienen in: Russkij vestnik 1 (janvar') 1873, 1; Sobrannye sočinenija v
11 t., t. 4, Moskva 1957); Adopisnye ikony, in: Russkij mir 1873, Nr. 192, 24.
Juli; O russkoj ikonopisi, in: Russkij mir, Nr. 254, 26. September 1873;
Die
wichtigste Sekundärliteratur hierzu: Anninskij, L.,
Leskovskoe ožerel'e, Moskva 1982; Evdokimova,O.V., Princip
"živopisnosti" v strukture proizvedenij N. S. Leskova /"Povest
Zapečatlennyj angel"/, in: Voprosy chudožestvennoj struktury
proizvedenij russkoj klassiki, Vladimir 1983, S. 37-44; Evdokimova, O. V.: N.
S. Leskov i F. I. Buslaev, in: Žurnal Russkaja literatura 1990, S. 194 ff.;
Gorelov, Aleksandr Aleksandovič, O vizantijskich" legendach Leskova,
in: Russskaja literatura, Leningrad 1983, 1, S. 119-133; ders.,
Patriotičeskaja legenda N.S. Leskova. Poetika "preobrazovanij" i
stilizacii v povesti "Zapečatlennyj angel", in: Russkaja
literatura,
124
Mclean, Hugh, Nikolaj Leskov. The Man and
his Art,
[1] Zu Lebzeiten des
Malers, im 19. Jahrhundert, wurden die Vatersnamen von einfachen Leuten noch
mit dem Suffix "ov", also in diesem Falle "Sevast'anov",
gesprochen und geschrieben. Das vornehme "ovič" war für
bestimmte Gesellschaftsschichten noch ungewohnt. Im alten Russland hatten nur
die Bojaren das Recht, ihren vollen Namen, d.h. den Vatersnamen mit „vič“
zu gebrauchen. Große Magnaten wie die Stroganovs haben dieses Recht erst um
1610 bekommen. Siehe „Russkij bibliografičeskij slovar’”, Bd.
“Smelovskij-Suvorina”, St. Petersburg 1806, S. 512.
[2] Die Ikone ist mit
wenigen Angaben abgebildet bei: Gerhard Arndt, Ikonen aus privaten Sammlungen,
Köln 1986, S. 65, Farbabb. ; Norbert Kuchinke, Rußland unterm Kreuz,
Bergisch-Gladbach 1987, S. 130 Abb.; Auktionshaus Heissler, Bobenheim am Berg,
Prospekt zur Auktion am 26./27.11.1982, Abb. 1. Zur Mandylion -Ikone allgemein
zuletzt: Daniel Spanke, Überlegungen zum Bildkonzept Ikone am Beispiel des
Mandylion (Magisterarbeit bei Prof. Werner, Justus Liebig Universität), Gießen
1992.
[3] V. N. Lazarev,
Dvustoronnye tabletki iz sobora Sv. Sofii v Novgorode, Moskva 1983, Abb. 25 und
S. 44: " rubež 15./ 16. vv."
[5] Die besondere
Stirnform läßt sich auf die berühmte Mandylion-Ikone in der
Entschlafen-Kathedrale des Moskauer Kremls, Ende 14./ Anf 15. Jh. zurückführen.
Vgl. Tatjana Tolstaja, Uspenskij sobor Moskovskogo Kremlja, Moskva 1979, Abb.
82.
[6] Irina Kyslassova,
Russische Ikonen de 14. bis 16. Jahrhunderts. Historisches Museum, Moskau,
Leningrad/Düsseldorf 1988, 78-80 (Abb.).
[8] Sie benutzen die
Namenvarianten "Nikita Savvatjev (Sevast´janov, Savost´janovič,
Saverjanovič ) Račejskij (Račejskov). Andrej Leskov, Žizn'
Nikolaja Leskova po ego ličnym, semejnym i nesemejnym zapisjam i pamjatam,
2 Bde., Moskau 1954, S. 288-290, 554.
[9]N. Leskov, O
chudožnom muže Nikite i sovospitannych emu, In: Novoe vremja, Nr. 3889, 25. Dezember 1886.
Einziger Nachdruck in: N.S. Leskov o literature i iskusstve, Leningrad 1984, S.
205-215, Anm. S.
[10] " ego ...
chvalil car' Aleksnder II. i carica,
prisilavšaja general-ad'jutanta vyrazit' mne ee blagodarnost' ...znat' na pereboj brosilas'
k. N. S. Račejskamu zakazyvat' ikony
s izobraeniem "angela" (Siehe G.I.Vzdornov,
Istorija otkritija i izučenija russkoj srednevekovoj živopisi. XIX vek, Moskau
1986, S. 204 und Anm. 188.
[11]Erschienen ist die
Novelle "Der versiegelte Engel" gleich im Januarband des
daraufvolgenden Jahr es
[12] Drei Ikonen im
Rusischen Museum, die Leskovs stilistische Vorlieben kennzeichnen, stammen aus
seiner Sammlung: eine dem Palecher
Ikonenmaler Chochlov zugeschriebene "Hochzeit zu Kana ", beschriftet
als Sotvori Gospod pervoe čuda na brake, GRM DRč B-364, 40,3 x 34,2 x
[15] Im unnachahmlichen
Stil Leskovs: "Tak nam potrafit´ možet odin master Sevast'jan s ponizovja,
no on strastnyj stranstvovatel': po vsej Rossii chodit, starovercam
počinku rabotaet..." (Leskov, Zapečatlennyj angel, Moskva 1982,
S. 85).
[16] „… der kunstfertige
Ikonenmaler vom Unterlauf der Wolga Nikita Savvatiev“ („iskusnyj ikonopisec s
povolžskogo ponizov’ja Nikita Savvatiev“), Leskov, op. cit, Bd. 10, S.
[19] Siehe G.I.
Vzdornov, wie Anm. 10, S. 204 und Anm. 189: Leskov. N.S.: Sobr. sočinenija
v 11 t., t.11, M. 1958, S. 351 (Brief an N.S. Šubinskij vom 3.10.1887).
[21] Leskov berichtet einmal darüber, wie ein umherfahrender Ikonenmaler aus Palech oder
Mstera mit dem Messer die originale Malschicht einer Ikone freilegt. Vgl.
Blagorazumnyj razbojnik, op. cit., S. 188.
[22] Vgl. Gorelov,
Patriotičeskaja legenda, op. cit., S.
159, Anm. 22; G. Vzdornov, op. cit., S.
[23] N. Leskov, O
russkoj ikonopisi, In: Russkj mir, Nr. 254,
26. September 1873; vgl. noch Leskov, Sobrannye sočinenija, 11
Bde., Moskau 1958, Bd. 10, S. 183.
[24] N. Leskov,
Blagorazumnyj razbojnik. (Ikonopisnaja fantazija). In: Chudožestvennyj žurnal 3
1883, S. 191-198. Nachdruck: N.S. Leskov, O literature..., op. cit., S. 187-196 (Über N. Račejskij
in Anm. 1 (Leskov ), S. 194. Zur seltenen Ikonographie des "Guten
Schächers", z. T. mit Hinweisen auf Leskov als Ikonenkenner vgl. die Ikone
von Simon Ušakov mit Kreuz an der Nordtür der Kirche Savva
Osvjaščennyj-Kirche, rückseitig signiert; Rovinskij, D.A.: Obozrenie
ikonopisanija v Rossii do kon'ca XVII veka, M. 1903, S. 169; Pucko
im Artikel von Gorelov; Tajstvennaja kaplja, Predanie o blagorazumnom
razbojnike i otraženie ego v izobraženijach ikon Presvjatoj Bogorodicy
celitel'nicy i Mlekopitatel'nicy, M. 1899 Tipogr. I. Efimova, 2. Aufl.
1903 (31 S. mit Abb.); D.A. Rovinskij, Obozrenie ikonopisanija v Rossii do
kon’ca XVII veka, Moskau 1903, S. 169.; der Aufsatz von V. Pucko, zitiert bei
Gorelov, op. cit. in Anm. 11 weiter
oben.
[26] Icone russe dal XV
al XIX secolo, Palazzo Reale, 25 giugno-28 agosto 1988, Ausstellungskatalog,
Milano 1988, Kat. Nr. 35, mit Farbabb. Diese Ikone wurde demnach 1909 vom Russischen Museum aus
der Sammlung N.P. Kondakov erworben. Vormals im Besitz N.S. Leskovs. Es gibt
aus diesem Umkreis andere thematisch ähnliche Ikonen, etwa solche, die ganze
Ikonostasen darstellen: vgl. z.B. die Ikone im Katalog von Iljas Neufert,
Herbstausstellung. Ikonen, München 1971, Nr. 110, Abb. Das Thema ist seit dem
17. Jahrhundert bekannt. Vgl. V. Brjusova, Russkaja živopis’ 17 veka, Moskau
1984, Abb. 20.